Sanierung der Dorfkate durch Baufachfrau Berlin e.V.
Der Verein "BAUFACHFRAU Berlin e.V." entwickelte für den Eigentümer, den Förderverein Landschaftspark Nord-Ost, ein Konzept zur Sanierung des Gebäudes. Zur Umsetzung des Konzeptes wurden eine Arbeitsfördermaßnahme und Mittel von der Europäischen Union und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Landesdenkmalamt Berlin - Sonderprogramm "Dach und Fach" - beantragt.
Der Innenausbau der Kate wurde somit zum größten Teil von der Europäischen Union und vom Land Berlin kofinanziert. Eine angebrachte Tafel in der Dorfkate erinnert daran.
Vor Beginn der Instandsetzung wurden die notwendigen Maßnahmen, und ihre Ausführung sowie die zu verwendenden Materialien unter Einbeziehung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landesdenkmalamtes, des bezirklichen Denkmalamtes, eines denkmalpflegerischen Gutachters, des Statikers, der Holzgutachterin und BAUFACHFRAU Berlin e.V. abgestimmt.
Die Folgenden Bilder dokumentieren den Zerfall der Dorfkate bei Baubeginn im Jahre 1997.
Es wurde beschlossen, den größtmöglichen Teil des Dachstuhls und der Deckenbalken zu erhalten, Schädlings- und Hausschwammbekämpfung mittels einer Heißluftbehandlung, die konstruktiven Dachteile bleiben unverkleidet sichtbar, Reste alter Bauteile, Materialien, Putze usw. bleiben erhalten, Ergänzungen werden angepasst zum historischen Material und zur historischen Bauweise ausgeführt, das Fachwerk der Giebelstuben in den Abseiten ist unverändert zu erhalten.
Bei einer wirtschaftlichen angedachten künftigen Nutzung des Hauses, war es notwendig, das gesamte Dachgeschoß mit einzubeziehen, d.h. eine Wärmedämmung und Beheizung wurde notwendig. Die Bedingung ist, die Dämmung zwischen den Sparren anzubringen und damit die Erkennbarkeit der Konstruktion zu erhalten.
Im Erdgeschoß sollen die Grundrisse möglichst unverändert bleiben, d.h. keine Zusammenlegungen von Räumen durch Wandabriß. Für die Nutzung notwendige neue Türöffnungen sind, z.B. durch Schiebetüren, deutlich von den überlieferten Bauteilen zu unterscheiden. Fenster, Schlagläden und Türen einschließlich der Beschläge sind zu ergänzen, bzw. nachzubauen.
Deckenunterseiten und Wandputze sind zu ergänzen, der Ziegelfußboden auf der Straßenseite wieder herzustellen. Die hofseitigen ehemaligen Lehmfußböden werden, mit Ausnahme einer Wohnung, wieder mit einer Dielung, wie sie nach der ersten Modernisierung eingebaut wurde, ausgestattet. Diese eine Ausnahme wird historisch getreu mit Lehmfußboden, Schlafpodest und Leuchtkamin wieder hergestellt.
Die Nutzung des Hauses soll neben dem Sitz des Fördervereins auch eine kleine kommunale Galerie für Kunst und Kunstgewerbe im Dachgeschoß sowie ein Cafe-Restaurant und kleine Läden für den täglichen Bedarf im Erdgeschoß aufnehmen.
Im November 1997 wurde mit der Bergung historischer Baustoffe begonnen. Gleichzeitig wurden große Mengen an Sperrmüll und Schutt aus der Lehmkate entfernt. In den Außenwänden des Gutsarbeiterhauses befanden sich für die Zeit üblichen einfachen Sprossenfenster, deren Reste sowie die Reste der davor sitzenden Klappläden geborgen werden konnten. Die hofseitig, aus der nach Süden orientierten Lehmbatzenwand, geborgenen Blendrahmen und Fensterflügel wiesen überwiegend einen guten Erhaltungszustand auf. Die nordseitig im Ziegelmauerwerk vorgefundenen Reste waren stark verrottet. Die Innen- und Außentüren des Hauses sind nahezu vollständig erhalten. Es handelt sich hierbei um einfache Brettertüren mit Querriegeln, die Hauseingangstüren haben zusätzlich ein herausnehmbares Oberlicht mit vier Glasfeldern. Mit Ausnahme der Kammertüren, welche Fallriegel zum Verschließen hatten und der Küchentüren, die mit großen Riegeln für Holzpflock oder Vorhängeschloss zu sichern waren, gibt es an allen anderen Türen Kastenschlösser.
1998 wurden die Lehmwickeldecken durch Aussteifen unter den Dachbalken gesichert und die Balkenköpfe freigelegt. Die vorhandenen Dielenreste wurden ausgebaut und die wieder verwendbaren Dielen zwischengelagert.
Große Teile der Holzkonstruktion litten auf Grund des langen Leerstandes und des schadhaften Daches unter Befall von Hausschwamm, verschiedenen Fäulearten und den Auswirkungen von tierischen Befall.
Parallel zu den Bergungsarbeiten an dem Gebäude wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen, d.h. das gesamte Gebäude wurde vermessen und gezeichnet. Es wurden Grundrisse, Wandabwicklungen der einzelnen Räume, Quer- und Längsschnitt, sowie Ansichten im Maßstab 1:50 angefertigt. Darauf wurde die Kartierung der Schäden vorgenommen. Das gesamte Dach der Kate wurde abgedeckt und die Dachziegel sortiert nach wieder verwendbaren Biberschwänzen und Schutt. Dabei wurde Material mit 14 verschiedenen Stempeln von Ziegeleien aus Rathenow gefunden.
Chronik der MaßnahmenZeitzraum | Maßnahme |
10 / 1997 - 05 / 1998 | Schuttberäumung |
05 / 1998 - 11 / 1998 | Erfassung der Aufmaße und Erstellung der Bestandspläne |
11 / 1998 - 05 / 1999 | Schadenskartierung - Ausbau und Sicherung von historischen Bauteilen |
10 / 1998 - 02 / 2000 | Zimmermannsarbeiten, Sanierung des Dachstuhls |
08 / 1999 - 07 / 2000 | Vorbereitung der ABM - Baueingabe |
08 / 1999 - 10 / 1999 | Beginn der Vergabe-ABM, Maurerarbeiten, Lehmbauarbeiten, Dachdecker- und Tischlerarbeiten |
12 / 1999 - 04 / 2001 | Vergabe-ABM Fa. Ponte Mobile |
08 / 2000 - 09 / 2000 | Begleitung der Vergabe |
10 / 2000 - 03 / 2001 | Vorbereitung der Dokumentation zur Sanierung der Kate |
04 / 2001 - 10 / 2002 | Innenausbau der Dorfkate |
27.05.2002 | Zwei Wochen vor der geplanten Bauabnahme, Brandstiftung. Dabei brannte der östliche Dachraum mit Giebelstube aus. Das Löschwasser führte zu schweren Schäden an der Lehmkonstruktion von Decken und Wänden im Erdgeschoss. Die Wiederherstellung dieser Haushälfte dauerte bis Januar 2003. |
11.10.2002 | Die offizielle Eröffnung fand am 11. Oktober 2002 statt, stellvertretend in der vom Brand verschont gebliebenen Haushälfte. |
An der Sanierung der Dorfkate in Falkenberg waren insgesamt 5 handwerkliche Firmen und Einrichtungen mit 63 Mitarbeitern beschäftigt.
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